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Ein neuer Kinderherzchirurg für Erlangen

Herzchirurgie

Ein neuer Kinderherzchirurg für Erlangen

Oliver Dewald übernimmt die Kinderherzchirurgische Abteilung

Ein Herz für Kinder und Jugendliche: Das beweist ab 1. Juni 2022 Prof. Dr. Oliver Dewald als neuer Leiter der Kinderherzchirurgischen Abteilung des Uni-versitätsklinikums Erlangen und einer von zwei Sprechern des hiesigen Kinderherzzentrums.

In der Erlanger Kinderherzchirurgie tritt Prof. Dewald zum 1. Juni 2022 die Nachfolge von Prof. Dr. Robert Cesnjevar an, der die Abteilung seit September 2008 leitete. Bis zu seinem Wechsel nach Erlangen war Oliver Dewald Direktor der Universitätsklinik für Herzchirurgie am Klinikum Oldenburg. Zuvor leitete er die Sektion Chirurgie Angeborener Herzfehler bei Kindern und Erwachsenen an der Klinik und Poliklinik für Herzchirurgie am Universitätsklinikum Bonn. Demnach bringt Prof. Dewald sowohl in der Kinder- als auch in der Erwachsenenherzchirurgie eine große Expertise mit und ist laut der Berufungskommission prädestiniert dafür, die Strukturen am Uni-Klinikum Erlangen optimal zu ergänzen. Das hiesige Kinderherzzentrum – eine der zehn größten Einrichtungen dieser Art in Deutschland – wird Prof. Dewald künftig gemeinsam mit Prof. Dr. Sven Dittrich, dem Leiter der Kinderkardiologischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen, führen. An diesem interdisziplinären Zentrum werden Kinder und Jugendliche mit allen angeborenen Herzfehlern und erworbenen Herzerkrankungen von hoch spezialisierten Fachärztinnen und -ärzten behandelt und operiert.

Lebenslange Betreuung von Patienten mit angeborenem Herzfehler

Schwerpunkte von Prof. Dewalds klinischer Arbeit sind die Weiterentwicklung minimalinvasiver und hybrider Operationsverfahren – etwa im Bereich von Herzklappenrekonstruktionen –, die Korrektur schwerer Herzfehler, die ECMO-Therapie (künstliche Lunge) bei Neugeborenen, moderne Herzunterstützungssysteme sowie die herznahe Gefäßchirurgie. Er kam bereits während seiner Assistenzarztzeit bzw. in seiner Facharztweiterbildung zum Herzchirurgen in Bonn mit der Kinderherzchirurgie in Berührung. „Schon früh in meiner Weiterbildung habe ich oft bei Operationen an Kindern assistiert und mir von da an kontinuierlich meine Expertise aufgebaut. Als Herzchirurg in Bonn kam es häufig vor, dass ich vormittags ein Kind und nachmittags einen Erwachsenen operierte“, berichtet Oliver Dewald. In der Universitätsklinik für Herzchirurgie am Klinikum Oldenburg brachte er ab 2019 sein ganzes Know-how über angeborene Herzfehler ein. „Beide Fächer – Kinder- und Erwachsenenherzchirurgie – befruchten sich gegenseitig. In der Erwachsenenherzchirurgie schule ich unter anderem die OP-Techniken, die ich auch bei Kindern und Jugendlichen anwenden kann. Das kinderherzchirurgische Wissen wiederum braucht es, um die Problematik bei bestimmten Erkrankungen besser zu verstehen – zum Beispiel bei angeborenen Herzfehlern.“ Mit diesen überleben in Deutschland immer mehr Menschen – die Zahl der EMAH-Patientinnen und -Patienten (Erwachsene mit angeborenem Herzfehler) wächst kontinuierlich. Es ist nun erstmals der Punkt erreicht, an dem es mehr Erwachsene mit angeborenem Herzfehler gibt als Kinder und Jugendliche mit dieser Erkrankung. „Das ist die Erfolgsgeschichte der modernen Kinderherzmedizin: Ihr ist es zu verdanken, dass Betroffene heute viel länger leben und 90 Prozent von ihnen das Erwachsenenalter erreichen. Das Risiko, an einem Herzfehler zu sterben, hat stark abgenommen“, erklärt Prof. Dewald. Doch diese Patientinnen und Patienten können Spätfolgen entwickeln und benötigen eine lebenslange Nachsorge. „Für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler werde ich künftig im überregionalen EMAH-Zentrum des Uni-Klinikums Erlangen da sein, in dem Kinderkardiologie, Kardiologie, Kinder- und Erwachsenenherzchirurgie kooperieren“, so Oliver Dewald.

Nicht nur interdisziplinär, sondern auch interprofessionell

Mit seinem Start in Franken möchte der Herzexperte die Kompetenz des Erlanger Kinderherzzentrums stärken und seine Sichtbarkeit nach außen weiter erhöhen. „Neue Herzteams mit Spezialistinnen und Spezialisten aus Kinderherzchirurgie, Kinderkardiologie, Intensivmedizin und Anästhesie arbeiten hier interdisziplinär und interprofessionell zusammen – mit dem Ziel, höchste Qualität zu bieten und immer genau die Therapie zu wählen, die für die Patientin oder den Patienten das beste Langzeitergebnis verspricht. In einem Team mit Mitgliedern aus unterschiedlichen Fachbereichen und Berufsgruppen können wir mehr erreichen als als Einzelpersonen. Auch die Perinatalmedizin und die Neonatologie will ich noch enger in diese Zusammenarbeit einbinden“, betont Prof. Dewald.

Forschung zur Wechselwirkung zwischen Herz und Immunsystem

Seinen wissenschaftlichen Fokus legt Oliver Dewald auf Entzündungsreaktionen und die komplexe Anpassung des Herzens an verschiedene Stressfaktoren. Seit über 20 Jahren beschäftigt er sich mit dem körpereigenen Endocannabinoidsystem und damit, wie es den Gewebeumbau im Herzen steuert. Endocannabinoide kommen bei Säugetieren überall im Körper vor. Die fettlöslichen Stoffe regulieren lebenswichtige physiologische Funktionen – darunter Schlaf, Appetit, Entzündungen, Schmerz und Blutdruck – und sorgen für ein beständiges Gleichgewicht im Organismus. „Ich erforsche, wie Endocannabinoide mit dem Immunsystem interagieren, und welcher Schaden entsteht, wenn sie aus dem Ruder laufen“, erklärt Oliver Dewald. „Wir wissen zum Beispiel, dass eine OP am Herzen und der Einsatz der Herz-Lungen-Maschine das Immunsystem auf den Plan rufen, was das Organ zusätzlich schädigen kann. Diese körperliche Stressreaktion gilt es zu verstehen und zum Beispiel mithilfe der Endocannabinoide zu vermindern.“ Auch hier kommt Prof. Dewald seine umfassende Kenntnis über Herzerkrankungen bei Kindern und Erwachsenen zugute. „Wissenschaftlich möchten wir zum Beispiel die Aortenklappenstenose genauer betrachten, bei der der Herzmuskel verdickt. Die Frage ist, was diesen Gewebeumbau in Gang setzt und ob er sich vielleicht sogar rückgängig machen lässt. Die zugrunde liegenden Prozesse wollen wir bei unterschiedlichen Altersgruppen untersuchen.“ Hilfe leistet hierbei die bereits etablierte Probensammlung der Erlanger Kinderherzchirurgie. Sie enthält teils sehr seltene Varianten angeborener Herzfehler. „Die Probensammlung wird von mir mit dem Ziel fortgeführt und vergrößert, neue Fragestellungen interdisziplinär in Erlangen, aber auch im Rahmen des nationalen Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler, zu untersuchen“, so Oliver Dewald.

Beruflicher Werdegang

Oliver Dewald studierte von 1992 bis 1999 Humanmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er auch promovierte. Anschließend bildete er sich an der Klinik und Poliklinik für Herzchirurgie an der Universität Bonn zum Facharzt für Herzchirurgie weiter. Im Rahmen eines Forschungsstipendiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft forschte er zudem von 2000 bis 2003 am Baylor College of Medicine in Houston, Texas (USA); 2008 habilitierte Oliver Dewald in der Herzchirurgie an der Universität Bonn und erhielt die Anerkennung als Facharzt für Herzchirurgie. In Bonn war Prof. Dewald zunächst Funktionsoberarzt in der Klinik für Herzchirurgie mit Schwerpunkt Kinderherzchirurgie, dann Oberarzt für Erwachsenen- und Kinderherzchirurgie. Im Jahr 2015 übernahm er die Leitung der Bonner Kinderherzchirurgie und des EMAH-Bereichs, 2016 wurde er zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Schließlich wechselte Oliver Dewald 2019 nach Niedersachsen, wo er Direktor der Universitätsklinik für Herzchirurgie am Klinikum Oldenburg wurde.

Oliver Dewald erhielt bereits mehrere medizinische Auszeichnungen, darunter der Ernst-Derra-Preis und der Wissenschaftspreis der Ulrich Karsten-Stiftung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e. V. Er ist als Gutachter tätig und Mitglied zahlreicher Fachgesellschaften.

Oliver Dewald wurde 1971 in Kroatien geboren und ist Vater von drei Töchtern.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Oliver Dewald

09131 85-34010

kinderherzchirurgie(at)uk-erlangen.de